Schreiben in der Zweitsprache Deutsch by Walter de Gruyter

Schreiben in der Zweitsprache Deutsch by Walter de Gruyter

Autor:Walter de Gruyter
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter
veröffentlicht: 2018-07-15T00:00:00+00:00


Christoph Gantefort

15 Diagnostik im schulischen Kontext: Schwerpunkt Textmuster

1 Gegenstands-/Begriffsbestimmungen

2 Diagnostik von Textmusterkompetenz – Forschungsüberblick

3 Desiderata und aktuelle Tendenzen

1 Gegenstands-/Begriffsbestimmungen

Der Bildungserfolg von (einsprachigen und mehrsprachigen) Schülerinnen und Schülern steht in Querlage zu den Unterrichtsfächern mit ihrer Fähigkeit in Zusammenhang, angemessene und strukturierte schriftliche Texte zu verfassen. Die Angemessenheit und Strukturiertheit schriftsprachlichen Handelns geht dabei über die Fähigkeit von Lernenden hinaus, morphologisch, syntaktisch oder orthografisch wohlgeformte Äußerungen zu Papier zu bringen. Die Herausforderung besteht über die genannten Aspekte hinaus darin, die Texte entsprechend ihres kommunikativen Zwecks bzw. entlang von mehr oder weniger konventionalisierten Mustern zu gestalten. Diese können als Standardlösungen für wiederkehrende kommunikative Anforderungen aufgefasst werden. Sie werden als kognitive Schemata individuell angeeignet und auf sie kann „[…] mit wachsender Praxis und Schreibfähigkeit zunehmend routiniert zurückgegriffen werden […]“ (Bachmann & Becker-Mrotzek 2017: 36). Da sich die diesbezüglichen Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler in der Regel sehr heterogen darstellen, sollte Textmusterkompetenz in einem sprachbewussten Unterricht bedarfsgerecht und explizit vermittelt werden. Für die in diesem Zusammenhang erforderliche Bestimmung der sprachlichen Fähigkeiten können mindestens zwei nennenswerte Herausforderungen aufgeführt werden: Auf der Ebene des Unterrichts benötigen Lehrerinnen und Lehrer Verfahrensweisen und Techniken zur Diagnostik individueller Aneignungsstände im Bereich Textmusterkompetenz, um den Unterricht entsprechend der Bedarfe der Lernenden sprachsensibel gestalten zu können. Auf der Ebene des Bildungssystems kann mit Blick auf die wiederkehrenden vergleichenden Schulleistungsstudien festgehalten werden, dass Schreibfähigkeiten gegenüber der mit geschlossenen Formaten leichter zu operationalisierenden Lesekompetenz deutlich unterrepräsentiert sind (vgl. Neumann 2017), so dass sich auch hier die Frage nach geeigneten Instrumenten stellt. Im Folgenden werden zunächst einige theoretische Vorüberlegungen zum Konstrukt Textmusterkompetenz und zum Schreiben im Kontext von Mehrsprachigkeit formuliert. Im zweiten Schritt soll der aktuelle Forschungsstand herausgearbeitet werden.

Das Konstrukt erweist sich aus mehreren Gründen als begrifflich schwierig zu fassen und zu operationalisieren. Zunächst besteht in der Linguistik keine einheitliche Systematik mit Blick auf Texte, welche als kohärenter Bezugsrahmen dienen könnte. Dies wird an der Vielfalt der Bezeichnungen wie ‚Textsorten‘ (vgl. Ehlich 2011), ‚Textarten‘ (vgl. Becker-Mrotzek & Böttcher 2012), ‚Textformen‘ (vgl. Pohl & Steinhoff 2010) oder ‚Genres‘ (vgl. Schleppegrell 2004; Muntigl 2011) deutlich, mit denen jeweils ein spezifisches Verständnis verbunden ist. Textsortenklassifizierungen können entlang einer Vielzahl von Dimensionen und Merkmalen vorgenommen werden (vgl. Heinemann 2011), wie etwa anhand formaler, thematisch-inhaltlicher oder pragmatisch-funktionaler Aspekte, die zu jeweils unterschiedlichen Systematiken führen. Während linguistische Bezugskriterien für morphologisch-syntaktische oder orthografische Aspekte schriftsprachlichen Handelns anhand präskriptiver Normen der Standardsprache zumindest auf den ersten Blick relativ klar vorgegeben sind und binäre Unterscheidungen zwischen ‚korrekt, wohlgeformt‘ und ‚inkorrekt, nicht wohlgeformt‘ einen vergleichsweise einfachen Zugang zu Operationalisierungen bieten, stellt sich dies auf der Textebene anders dar: Hier wird sprachliches Handeln weniger eindeutig und graduell beurteilt. Es geht demnach darum, die Anteile des schriftsprachlichen Handelns möglichst objektiv, reliabel und valide zu erfassen, „[…] die nicht dichotomisch «Richtiges» von «Falschem» trennen, sondern die skalar, graduell zwischen Extrempunkten von «besonders Angemessenem» und «besonders Unangemessenem» vermitteln“ (Nussbaumer & Sieber 1994: 160; vgl. auch Coseriu 1988). Feilke (2014: 21) kennzeichnet Textsorten als „[…] im Regelfall sehr variable[n], aber zugleich konventionelle[n] Zusammenstellungsmuster[n] von […] handlungsbezogenen funktionalen Textbausteinen [Hervorhebung CG]“.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.